Meine Kollegin Michaela wollte dieses Jahr unbedingt beim Rathaussturm mit einigen SeniorenInnen dabei sein. Auf soooo etwas Verrücktes wäre ich nie und nimmer nicht gekommen, muss ich gestehen. Die Planung für diesen Ausflug ging ebenso schnell vonstatten, mit dem Resultat, es wollten mehr mitfahren als Plätze in unserem Bus vorhanden sind. Was tun? Bei der Besprechung kam unsere Chefin, Frau Geib, dazu und bot sich sofort an, mit ihrem Auto mitzufahren. Vier freie Plätze mehr! Allerding reichte es immer noch nicht. Kam noch Frau Stöppler mit ihrem Auto dazu und schon passte alles. Nach soviel Engagement konnte ich dann auch nicht mehr kneifen (ich bin doch kein Faschingsbootze) und bot mich völlig selbstlos an, den Bus zu fahren, mache ich doch gerne. Andreas Anton (unser Tanzlehrer) kümmerte sich im Vorfeld um die Sitzplätze im Rathaus für uns. Dann war der große Tag gekommen. Pünktlich um 10:45 Uhr sollten wir im Rathaus sein. Unser Andreas hatte da für uns die Plätze reserviert. Meine Kollegin war schon eine ganz Schlaue und lies unsere Pflegekräfte alle Mitfahrenden früh genug fertig machen. Bis alle mit Frühstück durch waren, das kann unter Umständen dauern und lieber ne Stunde zu früh, als ne viertel Stunde zu spät kommen, lautete ihre Devise. Dann war es soweit. Unsere Passagiere wurden auf die Autos verteilt und es konnte losgehen. Vor dem Rathaus durften wir noch bis vor den Eingang fahren um alle aussteigen zu lassen. Dort trafen wir auf Andreas und seine Frau, beide natürlich schön verbootzt. Dann „stürmten“ unsere Senioren das Rathaus. Wo waren unsere Plätze? Ich war noch nicht ganz zur Tür durch, fiel mir siedend heiß ein, ich habe meinen Fotoapparat vergessen. Das darf doch jetzt nicht wahr sein, dachte ich bei mir. Und als ich schimpfend zum Bus lief, kam mir Andreas entgegen und bot sich an, mich schnell ins Heim zu fahren um den Apparat zu holen. Da, schimpfen hat doch was geholfen An dieser Stelle ein Hoch auf unseren Andreas (muss doch auch einmal gesagt werden).
Dann konnte die Erstürmung des Rathauses losgehen. Nachdem unser Bürgermeister das Rathaus quasi mit seinem Leben verteidigte, musste er dann doch klein beigeben und eine muntere, bunte Schar von Eroberern stürmte ins Haus, die Party konnte beginnen.
Da ging die Post ab, soviel kann ich verraten. Selbst unsere Senioren waren nicht mehr zu halten. Man braucht sich nur die „Beweisfotos“ anzuschauen.
Einer unsere Senioren machte sich so mir nichts, dir nichts, in die Sektbar auf. Die Damen da und der Sekt waren doch eine zu starke Versuchung.
Es war wirklich nur schön. Und ich als alter Faschingsmuffel war ganz platt über einen solchen Andrang im Rathaus.
Aber alles hat ein Ende (nur die Wurst hat zwei, ich weiß) und wir mussten so langsam wieder in Richtung Heimat aufbrechen, denn am Nachmittag wurde bei uns im Seniorenhaus weiter gefeiert.
Renate Blank
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