28.04.2015

Ostereierfärben

 

„Wo hann ner denn die Speckschwart?"

Nicht aufgepasst und schon hat es mich wieder erwischt. Dabei habe ich den Schichtplan selbst noch geschrieben. Bei was? Das wollen Sie jetzt ganz bestimmt wissen. Osterzeit? Eier? Na kommen Sie drauf? Richtig, die Eier müssen wieder gefärbt werden.

 

Dieses Mal wollte ich aber alles richtig machen. Den Termin rechtzeitig geplant. Die Eier rechtzeitig geordert. Die Farben ausreichend gekauft. Sogar an den Essig gedacht. (Erwischt, natürlich habe ich den wieder vergessen) Aber wozu haben wir einen kleinen Lebensmittelvorrat aus dem man schöpfen kann.

 

Konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen, oder? Im Wohnbereich Ziegelhütte sah’s doch gut aus. Da saßen sie nun, meine ahnungslosen Opfer in ausreichender Zahl. Eine Bewohnerin aus dem Nachbarbereich schien schon etwas zu ahnen und saß schon an einem der Tische, wollte wissen was ich denn vorhätte.

„Raten Sie mal! Was macht man mit so vielen weißen Eiern, zwei großen Töpfen, Essig und 5 Schüsseln?"

 „Ostereier färben! Wie scheen, dass macht Spaß" kam die Antwort. Gut aufgepasst!

 

Die anderen Damen im Wohnbereich sahen mich etwas skeptisch an. Aber wenn man schon hier saß, konnte man ja auch mithelfen. Mein Plan ging auf.

 

Während ich die Eier auf die Töpfe verteilte und dann das Salz dazu gab, Tipp einer Seniorin, damit ja keine Eier platzen, (klappte zumindest beim letzten Mal), begann ich die Damen zu fragen, wie es denn bei ihnen zu Hause war. Also ganz früher meinte ich. Da fing schon eine der Seniorinnen an zu erzählen.

 

„Mir Kinner hann schunn im vore naus die Neschter gebaut. Die Momme hat immer so ne Halbscherz getra, mit der is se in de Hiehnerstall und hat da die Eier ingesammelt. Die trug sie in de Scherz in die Kich. Und mit de fertich Fawe hat sie se dann gefärbt. Vom owere Finschter hann mir die Momme beobacht, wie sie se in den Neschtere verdält hat."

 

Eine andere Dame erzählte, dass sie früher die Eier in Konservendosen gefärbt hat. Die hatten die richtige Größe gehabt. Als Färbemittel hatten sie zu Hause auch bereits die fertigen Eierfarben verwendet.

 

Mittlerweile fingen die Eier an zu kochen. Ich schaute immer wieder danach vor lauter Angst, es könnten welche platzen, falls das Wasser zu stark sprudelte. Man weiß ja nie.

 

Dann hörte ich den Satz: „Und mit einer Speckschwarte wurden die gefärbten Eier eingerieben, damit sie schön glänzen." „Stimmt, so hann mir es ach gemacht. Mit einer Speckschwart ingerieb fier denne Glanz."

Zwei Damen wussten genau Bescheid.

 

Dann waren die Eier fertig und wurden in den Schüsseln mit dem Farbwasser verteilt. Jetzt bekam jeder der mitmachen wollte, eine Schüssel hingestellt und durfte rühren, vorsichtig natürlich, damit die Eier schön gleichmäßig die Farbe annahmen. Betonung lag auf vorsichtig.

 

 

Die Seniorin mit den blauen Eiern war schon etwas ungeduldig. Ich sagte ihr, dass die Farbe noch etwas intensiver werden sollte und drehte mich zu den anderen Helferinnen um, da hörte ich schon wie eine rief: „Jetzt holt se die Eiere ja doch schunn enaus." Zu spät! Der Kommentar der ungeduldigen Dame dazu war dann auch eher nonverbal, sie zeigte mir nur ihre blauen Finger. Ein Nachfärben stellte sich als wenig dauerhaft heraus, die Eier wurden, kaum dass sie in der Farbe lagen, auch gleich wieder herausgeholt.

 

Unn jetz? Unn jetz ware die Eier eben hellblau.

 

Helena Pauly schaute auch noch vorbei um nachzusehen ob wir auch ja alles richtig machten. Nachdem sie den Damen beim Rühren der Eier in den Farben zuschaute kam die Bemerkung: „Unn hann ner ach ne Speckschwart, um die Eier inzureiwe? Die glänze dann so scheen."

 

„Ich habe aber keine Speckschwarte, wir machen das mit Öl, funktioniert auch." War meine Antwort. „Na, wenn de menscht" kam die etwas verschnupfte Bemerkung aus der Runde. „Aber mit ner Speckschwart glänze se viel schenner." „ Das mag ja sein meine Damen, ich habe aber keine Speckschwarte, und im Übrigen, die Eier können jetzt alle aus der Farbe genommen werden.

 

„Aber das weschte jo ach, mit enner Speckschwart glänze die Eiere aber wirklich am beschte, haschte wirklich kenne dabei?" versuchte es noch einmal eine der fleißigen Helferinnen.

 

„Nein, ich habe keine Speckschwarte und ich werde jetzt auch keine mehr be-

sorgen, meine Damen!"

 

Bei der Durchsicht der Eier nach eventuellen Brüchen, was sich ja nie vermeiden lässt, fiel mir auf, dass die Eier aus der roten Farbe ziemlich mitgenommen aussahen. Etwa ein Drittel waren die reinsten Brucheier. Komisch, ist mir beim Verteilen gar nicht aufgefallen. Den Eiern ist die Konfrontation mit dem Rot nicht gut bekommen, eindeutig. Das Rot war zu hart! So konnten wir die angeknacksten Eier zu aller Zufriedenheit erklären.

 

Und so wurden die Eier, ohne Speckschwarte, mit Öl eingerieben und für den Ostersonntag in Sicherheit gebracht.

 

P.S.: Sollte es mich das nächste Jahr auch wieder treffen, habe ich eine Speckschwarte dabei, aber so was von sicher!

 

Renate Blank

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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